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Gesa

Dezember 2014 - Juni 2015

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Einleitung

In der Zeit vom 1.12.2014 bis zum 1.6.2015 habe ich als Freiwillige in der Einrichtung „Fundación Proteción y Descanso“ in Riobamba, Ecuador, gearbeitet. Die Fundación ist eine Tageseinrichtung für Erwachsene ab 18 Jahren mit einer geistigen Beeinträchtigung. Ich war dort als sprachtherapeutische Assistenzkraft tätig. Gelebt habe ich während dieser Zeit bei der Leiterin der Einrichtung und deren Tochter, die ebenfalls eine geistige Beeinträchtigung hat. Begleitet wurde mein Auslandsaufenthalt durch das Institut für offene, dialogische und interkulturelle Begegnung (IODIB) Oldenburg. 

Die Einrichtung

Im Therapiezentrum werden zurzeit 30 Männer und Frauen mit Beeinträchtigungen durch insgesamt drei Therapeuten, eine Sekretärin und der Leiterin betreut.  Die Betreuung wird täglich zwischen 8.00 und 16.30 Uhr angeboten. In der Fundación sind zwei Beschäftigungstherapeuten angestellt, ein Physiotherapeut, eine Sekretärin sowie die Chefin. Desweiteren besuchen regelmäßig Physiotherapie- und Psychologiepraktikanten der örtlichen Universität die Fundación und werden in den Arbeitsalltag mit eingebunden. Auch in den Nachmittagsstunden zwischen 14.00 und 16.00 Uhr unterstützen regelmäßig Schülerinnen und Schüler der benachbarten Oberschule  den täglichen Ablauf der Fundación. Ich, als Praktikantin, war als Sprachtherapeutin tätig.

Ein Tagesablauf der Fundación beginnt um 8.00 Uhr morgens mit dem gemeinsamen Aufräumen und Putzen des Innenhofes, der Treppenaufgänge sowie der Therapie- und Sanitärräume. Da der Ankommenszeitraum für die zu Betreuenden zwischen 8.00 und 9.30 Uhr liegt, ist dieses Zeitfenster für das Saubermachen, sowie eine individuelle Begrüßung der Erwachsenen vorgesehen. Ab 9.30 Uhr beginnt der reguläre Therapiealltag mit einer allgemeinen Sporteinheit mit Tanz und Bewegung. Ab 10.00 Uhr werden die zu Betreuenden in die jeweiligen Gruppen der Beschäftigungstherapie aufgeteilt. Sowohl Physiotherapie, als auch die Sprach- und Psychotherapie agieren nach einem festgelegten Stundenplan und bitten die jeweiligen zu Betreuenden einzeln aus der Beschäftigungstherapie. Die erste Unterrichts- bzw. Therapieeinheit ist von 10.00 bis 11.00 Uhr angesetzt. Danach gibt es eine kleine Stärkung für die zu Betreuenden, Angestellten und Praktikanten. Anschließen findet die zweite Unterrichtseinheit von 11.30 bis ca. 12.45 Uhr statt. Daraufhin folgt eine längere Mittagspause, in der das von einem Restaurant zubereitete Mittagessen ausgeteilt und eingenommen wird. Nach dem Mittagessen sind alle zu Betreuenden aufgefordert die Tische abzuräumen und sich die Zähne zu putzen. Nachdem die Tische weggeräumt sind und der Hof gefegt wurde, beginnt die dritte und letzte Unterrichtseinheit des Tages um ca. 14.15 bis 16.00 Uhr. Ab 16.00 Uhr werden die zu Betreuenden von ihren Eltern oder einem privaten Fahrdienst abgeholt, nachdem sie noch eine letzte Stärkung zu sich genommen haben. Gegen 16.30/17.00 Uhr endet der Tag auch für die Angestellten, nach dem die Therapieräume für den nächsten Tag aufgeräumt und gesäubert wurden.

Während meines Praktikums war ich in der Fundación als Sprachtherapeutin tätig. Nach einer überaus herzlichen Begrüßung durch die Chefin sowie allen Mitarbeitern, erhielt ich an meinem ersten Arbeitstag einen eigenen Raum zur Verfügung. Als Sprachtherapeutin arbeitete ich nach einem eigens erstellten Stundenplan und versuchte mit jedem der zu Betreuenden mindestens 45 Minuten wöchentlich zu arbeiten.

Zu Beginn erschwerten mit einige sprachliche Barrieren den Zugang zur Arbeit. Durch die freundliche und hilfsbereite Unterstützung aller Kollegen konnte ich diese Barrieren jedoch schnell überwinden und fand mich schnell zurecht im neuen Arbeitsumfeld. Anfangs versuchte ich durch selbst hergestellte Piktogramme den aktuellen Leistungsstand der zu Betreuenden zu ermitteln, um Ansatzpunkte für die nachfolgende Therapie erarbeiten und die Therapie möglichst individuell auf die Erwachsenen abstimmen zu können. Da ich vorher keinerlei Erfahrungen im Bereich der Sprachtherapie hatte und im Zentrum leider keine passenden Materialien vorhanden waren, musste ich mir zunächst das Wissen anlesen und geeignete Materialien entwickeln. Zu meinem großen Glück erhielt ich in meiner zweiten Arbeitswoche Unterstützung von einer schwedischen Logopädin, die zufällig für drei Tage das Zentrum kennenlernen wollte und mir so den Start in mein Aufgabenfeld erheblich erleichterte. Zusammen erarbeiteten wir passendes Material und führten die ersten Sitzungen zur Feststellung des aktuellen Sprachvermögens und Wortschatzes durch. Nach den Weihnachtsfeiertagen arbeitete ich dann alleine und fing an, Material und Stundenabläufe zu den Förderzielen Wortschatzerweiterung, Schulung der Mundmotorik, Umgang mit Mitteln der Unterstützten Kommunikation (z.B. PECS), Alphabetisierung und zeitliche Orientierung vorzubereiten und weiterzuentwickeln. Dabei arbeitete ich eng mit den anderen Therapeuten zusammen, wir stimmten uns über den Stundenplan der zu Betreuenden ab, besprachen die Fortschritte und Schwierigkeiten und versuchten gemeinsame Lösungen zu finden. Auch kam es manchmal zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Therapieansätze und Arbeitsabläufe, was mir immer wieder vor Augen führte, dass sich kulturelle Unterschiede natürlich auch auf den Umgang mit Behinderung auswirken. Daher hatte ich manchmal eine andere Vorstellung der Möglichkeiten und Grenzen einer Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderung, als die Kollegen in Riobamba. Wir haben es jedoch immer geschafft, unsere unterschiedlichen Vorstellungen auszutauschen und die Meinung des anderen zu akzeptieren. Ich habe mich wirklich sehr wohl in der Fundación gefühlt und dort sehr sehr gerne als Freiwillige gearbeitet.

Leben und Freizeit

Während  meines gesamten Praktikums habe ich bei der Chefin des Zentrums gewohnt. Außerdem hat ihre 38 jährige Tochter im Haus gelebt, die eine geistige Beeinträchtigung hat und ebenfalls das Therapiezentrum besucht. Die beiden haben mich sehr herzlich aufgenommen und mich schon bald als weiteres Familienmitglied angesehen. Ich hatte ein eigenes Zimmer, wo ich mich zurück ziehen konnte. Unter der Woche wurde nach der Arbeit zu Abend gegessen, danach gingen sowohl meine Gastmutter als auch meine Gastschwester zügig zu Bett. Ich besuchte nach der Arbeit oftmals noch ein paar Freunde. Wir gingen gemeinsam zur Bailoterapia (eine Art Zumba), spazierten durch die Innenstadt, gingen Essen oder ich nutzte das Internet in den Wohnungen meiner Freunde. An den Wochenenden ging ich oft mit Teresa und Lorena gemeinsam auf den Markt, wir kauften ein, kochten viele leckere ecuadorianische Gerichte und unterhielten uns viel. Auch besuchte ich oft andere Freiwillige und Freunde an den Wochenenden. Wir machen Ausflüge, fuhren ans Meer, in den Regenwald und kletterten auf den Chimborazo.  Ich hatte wirklich eine super schöne Zeit in Ecuador und freue mich bereits jetzt auf die nächste Reise nach Südamerika, da ich viele neue Freunde gefunden habe, die mir sehr am Herzen liegen.

PROTECCIÓN Y DESCANSO
Förderverein für Behinderte in Ecuador e.V.
info@proteccion-descanso.de
 
 

Fundación PROTECCIÓN Y DESCANSO
Orozco entre Autachi y Arrayanes
Riobamba, Chimborazo,  Ecuador
Telefon +593.32948005
 

"Protección y descanso"
Förderverein für Behinderte in Ecuador e.V.
Sparkasse Minden Lübbecke
Spendenkonto: 64012537 • BLZ: 49050101
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